Newsletter 96
Hintergrund: Hüftarthrose ist eine der Hauptursachen für chronische Behinderungen am Bewegungssystem. Die CLEAT-Studie (Cycling and Education Intervention Trial) hatte zum Ziel, die klinische Wirksamkeit und Kosteneffizienz der Intervention „Cycling Against Hip Pain” (CHAIN), einem gruppenbasierten Radfahr- und Aufklärungsprogramm, mit der üblichen physiotherapeutischen Versorgung von Patienten mit Hüftarthrose zu vergleichen, die in einem britischen Krankenhaus zur Physiotherapie überwiesen wurden.
Methoden: CLEAT war eine pragmatische, randomisierte kontrollierte Studie, die an einem einzigen Zentrum in Bournemouth, Großbritannien, durchgeführt wurde. Teilnahmeberechtigt waren Patienten über 18 Jahre mit aktivitätsbedingten Gelenkschmerzen, ohne Morgensteifigkeit oder mit einer Morgensteifigkeit von maximal 30 Minuten, die die Kriterien der Primärversorgung für eine Überweisung zur Bewegungstherapie erfüllten. Patienten im Alter von 18 bis 45 Jahren waren nur dann teilnahmeberechtigt, wenn eine Röntgenaufnahme das Vorliegen einer Hüftarthrose bestätigte. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip (1:1) entweder der CHAIN-Intervention oder der üblichen physiotherapeutischen Behandlung zugewiesen, wobei zufällige permutierte Blöcke der Größen 2, 4 und 6 verwendet wurden. Die Teilnehmer der CHAIN-Interventionsgruppe nahmen an einem 8-wöchigen Gruppenprogramm in einem örtlichen Freizeitzentrum teil, das aus Aufklärung und statischem Radfahren bestand. Die Teilnehmer der Physiotherapiegruppe erhielten die übliche Einzelbetreuung durch einen Physiotherapeuten im örtlichen Krankenhaus oder per Telefon, je nach der zum Zeitpunkt der Behandlung üblichen Versorgung. Der primäre Endpunkt war der Unterschied in der Subskala „Aktivitäten des täglichen Lebens” des Hip Disability and Osteoarthritis Outcome Score (HOOS) 10 Wochen nach der Behandlung (Besuch 4) zwischen den Gruppen. Die Studie umfasste eine parallele wirtschaftliche Bewertung aus der primären Perspektive des britischen Gesundheitsdienstes NHS und der persönlichen Sozialdienste. Alle Teilnehmer, die bei Besuch 4 Daten zur Verfügung stellten, wurden in die Wirksamkeitsanalyse einbezogen, und Daten zur Sicherheit und zu unerwünschten Ereignissen wurden zwischen dem Ausgangswert und Besuch 4 erhoben. Menschen mit eigener Erfahrung mit Hüftarthrose waren an der Konzeption und Durchführung der Studie beteiligt. Diese Studie ist bei ISRCTN (ISRCTN19778222) registriert.
Ergebnisse: Zwischen dem 24. Februar 2020 und dem 28. April 2023 wurden 221 Teilnehmer für die Studie rekrutiert und nach dem Zufallsprinzip der CHAIN-Intervention (110 [50 %]) oder der üblichen physiotherapeutischen Versorgung (111 [50 %]) zugewiesen. 126 (57 %) Teilnehmer waren weiblich, 95 (43 %) männlich, 217 (98 %) waren weiß und das Durchschnittsalter betrug 64,4 Jahre (SD 9,5). Die Teilnehmer der CHAIN-Gruppe zeigten größere Verbesserungen bei den mittleren HOOS-Subskalenwerten für Aktivitäten des täglichen Lebens (von 60,8 [SD 19,2] zu Beginn der Studie auf 73,5 [20,0] nach 10 Wochen) im Vergleich zu den Teilnehmern der Gruppe mit üblicher physiotherapeutischer Versorgung (von 59,3 [19,6] auf 65,4 [19,9]; angepasste mittlere Differenz 6,9 [95 % KI 2,5–11,2]; p = 0,0023). Obwohl das primäre Ergebnis eine statistisch signifikante Verbesserung für CHAIN gegenüber der üblichen Physiotherapie zeigte, entsprach die Differenz zwischen den Gruppen von 6,9 HOOS-Punkten nicht der vorab festgelegten minimalen klinisch relevanten Differenz von 7,4. CHAIN kostete 4092 £ pro gewonnenem qualitätsbereinigtem Lebensjahr im Vergleich zur üblichen physiotherapeutischen Versorgung und lag damit unter dem vom National Institute of Health and Care Excellence festgelegten Schwellenwert für Kosteneffizienz von 20 000 bis 30 000 £. Es gab keine behandlungsbedingten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse.
Interpretation: Die CHAIN-Intervention zeigte im Vergleich zur üblichen physiotherapeutischen Versorgung überlegene Ergebnisse, und die Durchführbarkeit einer kostengünstigen, gemeindenahen Intervention innerhalb des NHS wurde nachgewiesen. Langfristige Vorteile und eine breitere Verallgemeinerbarkeit müssen jedoch noch weiter untersucht werden. Vorläufig hängt die Indikation zum operativen Vorgehen von der subjektiven Einschränkung der Lebensqualität und dem Schmerzmittelgebrauch ab. Eine regelmässige präoperative Dehnung der Hüftmuskulatur ist jedoch äusserst sinnvoll.
Finanzierung: National Institute for Health and Care Research for Patient Benefit Programme
1) Wainwright TWet al. Clinical and cost-effectiveness of a cycling and education intervention versus usual physiotherapy care für the treatment of hip osteoarthritis in the UK (CLEAT): pragmatic, randomised, controlled trial. Lanct Rheumatol 2025 Jul 31; (e-pub)