Hintergrund: Die bisher durchgeführten Studien zur optimalen Therapie eines vollständigen Risses in der Rotatorenmanschette der Schulter waren widersprüchlich. Während einige Studien zeigten, dass die operative Therapie der nicht-operativen Therapie überlegen sei, dokumentierten andere Studien die gleichen Resultate der nicht-operativen Therapie wie die der Operativen.
Methode: Die Daten eines grossen amerikanischen Registers (n=422) von Patienten, die wegen einem vollständigem Riss (MRI ) in der Rotatorenmanschette behandelt wurden, konnten retrospektiv ausgewertet werden.
Dabei wurden die Daten von operativen Patienten, die alle von 3 Schulterchirurgen behandelt wurden, den Daten von konservativ behandelten Patienten gegenüber gestellt. Die Patienten wurden systematisch dokumentiert mit 3 verschiedenen validierten «Patient reported Outcomes» (Nomalized Western Ontario Rotator Cuff Index (Worc) / American Shoulder and Elbow Surgeon Score (ASES), Single Assessment Numerical Evaluation (SANE). Die Nebendiagnosen wurden mit Functional Comorbidiy Index erfasst.
Die nicht-operativ behandelten Patienten wurden mit Antirheumatika, Physiotherapie und Infiltrationen mit Kortison behandelt.
Resultate: In der untersuchten operativen und nicht-operativen Gruppe befanden sich je 107 Patienten. Diese waren bezüglich Anzahl Nebendiagnosen und funktioneller Einschränkung vergleichbar. Das Durchschnittsalter betrug 61 Jahre. Bei den Nachkontrollen nach 6, 12 und 24 Monaten hatten sich beide Gruppen bezüglich Schmerz und Funktionseinschränkung deutlich verbessert. Die Verbesserung der gemessenen Parameter und die subjektive Einschätzung der Patienten waren aber in der operativen Gruppe signifikant besser als in der nicht-operativen Gruppe.
Worc 81.4 vs 68.8 /ASES 86.1 vs 76.2 / SANE 77.5 vs 66.9 und Schmerz 14.4 vs 27.8. Die jüngeren Patienten und Patienten, die zeitnah zum Riss operiert wurden, hatten ein besseres Resultat.
Schlussfolgerung: Obwohl es sich um eine retrospektive Auswertung handelt, scheinen Patienten mit einem vollständigen Riss der Rotatorenmanschette der Schulter von einer Operation zu profitieren. Leider geben die Autoren keine Angaben zu allfälligen Komplikationen in den behandelten Gruppe. Diese Studie zeigt jedoch auch, dass sich auch die nicht-operative Gruppe über 2 Jahre deutlich in der Funktion verbessert. Dies dürfte deshalb vor allem bei älteren Patienten eine Behandlungsoption sein (1).
- Ramme AJ et al. Surgical versus non-surgical Management of Rotator Cuff Tears: A Matched Pair Analysis J Bone Surg Am2019 Oct 2;101: 1775-1782
In manchen Fällen kann es eine Schulterchirurgie sich lohnen. Natürlich unterzieht sich nicht jeder gerne einer solchen Operation, aber, wie die Studienergebnisse zeigen, ist die Wirkung effizienter. Auf jeden Fall ist es wichtig, auch die Möglichkeit einer alternativen Behandlung zu haben.
Guten Tag,
Sie haben völlig recht. Natürlich muss die Gesamtsituation beurteilt werden.
Prof.R.Theiler