Newsletter 77
Hintergrund: In den meisten klinischen Leitlinien wird die Anwendung von plättchenreichem Plasma (PRP) bei Kniearthrose (OA) nicht empfohlen, da qualitativ hochwertige Nachweise für die Wirksamkeit auf Symptome und Gelenkstruktur fehlen. Dennoch wird PRP zunehmend bei Knie-OA eingesetzt.
Ziel: Es sollte die Wirkung von intraartikulären PRP-Injektionen auf die Symptome und die Gelenkstruktur bei Patienten mit symptomatischer leichter bis mittelschwerer medialer Knie-OA untersucht werden.
Studiendesign, Setting und Studienteilnehmer: Diese randomisierte, placebokontrollierte, teilnehmer-, injektions- und begutachterverblindete klinische 2-Gruppen-Studie rekrutierte zwischen dem 24. August 2017 und dem 5. Juli 2019 in Sydney und Melbourne, Australien, Teilnehmer (n = 288) im Alter von 50 Jahren oder älter mit symptomatischer medialer Knie-OA (Grad 2 oder 3 nach Kellgren und Lawrence). Die 12-monatige Nachbeobachtungszeit endete am 22. Juli 2020.
Interventionen: Die Interventionen umfassten 3 intraartikuläre Injektionen in wöchentlichen Abständen von entweder leukozytenarmem PRP mit einem kommerziell erhältlichen Produkt (n = 144 Teilnehmer) oder physiologischer Kochsalzlösung als Placebo (n = 144 Teilnehmer).
Primäre Ergebnisse und Endpunkte: Die beiden primären Endpunkte waren die Veränderung des durchschnittlichen Gesamtschmerzes im Knie nach 12 Monaten (11-Punkte-Skala; Bereich 0-10, wobei höhere Werte eine Verschlechterung des Schmerzes bedeuten; minimale klinisch signifikante Differenz 1,8) und die prozentuale Veränderung des medialen Tibiaknorpelvolumens, gemessen mittels Magnetresonanztomographie (MRT). Einunddreißig sekundäre Endpunkte (25 symptombezogene und 6 MRT-bewertete; minimale klinisch signifikante Differenz nicht bekannt) bewerteten Schmerz, Funktion, Lebensqualität, globale Veränderungen und Gelenkstrukturen bei der Nachuntersuchung nach 2 bzw. 12 Monaten.
Ergebnisse: Von 288 randomisierten Patienten (mittleres Alter 61,9 [SD, 6,5] Jahre; 169 [59%] Frauen) beendeten 269 (93%) die Studie. In beiden Gruppen erhielten 140 Teilnehmer (97%) alle 3 Injektionen. Nach 12 Monaten führte die Behandlung mit PRP im Vergleich zur Placebo-Injektion zu einer mittleren Veränderung der Knieschmerzwerte um -2,1 bzw. -1,8 Punkte (Unterschied -0,4 [95 % CI, -0,9 bis 0,2] Punkte; p = 0,17). Die mittlere Volumenänderung des medialen Tibiaknorpels betrug -1,4 % bzw. -1,2 % (Differenz -0,2 % [95 % CI, -1,9 bis 1,5 %] Punkte; P = 0,81). Von 31 vordefinierten sekundären Endpunkten zeigten 29 keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen (1).
Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit symptomatischer leichter bis mittelschwerer radiographischer Kniearthrose führte die intraartikuläre Injektion von PRP im Vergleich zur Injektion von Kochsalzlösung als Placebo nach 12 Monaten zu keinem signifikanten Unterschied hinsichtlich der Symptome oder der Gelenkstruktur. Diese Ergebnisse sprechen nicht für den Einsatz von PRP bei der Behandlung von Kniearthrose. Offenbar wird diese Therapie vorwiegend aus finanziellen Gründen der Therapeuten durchgeführt.
Studienregistrierung: Australian New Zealand Clinical Trials Registry Identifier: ACTRN12617000853347.
- Benell KL et al Effect of Intra-articular Platelet-Rich Plasmavs Placebo Injection on Pain and Medial Tibial Cartilage Volume in Patients with Knee Osteoarthritis: The Restore Randomized Clinical Trial, JAMA 2021Nov 23;326(20): 2021-2030
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