Newsletter 92
Hintergrund: Präklinische und vorläufige Ergebnisse bei Menschen deuten darauf hin, dass Metformin, ein Medikament der ersten Wahl zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, Entzündungen lindert, Knorpel schützt und Knieschmerzen bei Kniearthrose reduzieren kann.
Ziel: Bewertung der Wirkung von Metformin auf Knieschmerzen nach 6 Monaten bei Teilnehmern mit symptomatischer Kniearthrosebeschwerden und Übergewicht oder Adipositas.
Design, Setting und Teilnehmer: Gemeinschaftsbasierte randomisierte, parallelgruppierte, doppelblinde, placebokontrollierte klinische Studie, bei der die Teilnehmer mittels Telemedizin rekrutiert und aus der Ferne nachbeobachtet wurden. Personen mit Knieschmerzen seit mindestens 6 Monaten, einem Schmerzscore von mehr als 40 mm auf einer 100-mm-visuellen Analogskala (VAS) und einem Body-Mass-Index von 25 oder höher wurden zwischen dem 16. Juni 2021 und dem 1. August 2023 über lokale und soziale Medien in Victoria, Australien, rekrutiert. Die abschließende Nachuntersuchung fand am 8. Februar 2024 statt.
Interventionen: Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und erhielten 6 Monate lang entweder oral Metformin in einer Dosierung von 2000 mg/Tag (n = 54) oder ein identisches Placebo (n = 53).
Wichtigste Ergebnisse und Messgrößen: Der primäre Endpunkt war die Veränderung der Knieschmerzen, gemessen anhand einer 100-mm-VAS (Bewertungsskala von 0 bis 100, wobei 100 den schlimmsten Schmerz darstellt; minimal klinisch relevante Differenz = 15) nach 6 Monaten.
Ergebnisse: Von 225 Teilnehmern, die auf ihre Eignung hin untersucht wurden, wurden 107 (48 %) randomisiert (Durchschnittsalter 58,8 [SD, 9,5] Jahre; 68 % weiblich) und erhielten entweder Metformin oder Placebo. Achtundachtzig Teilnehmer (82 %) schlossen die Studie ab. Nach 6 Monaten betrug die durchschnittliche Veränderung der VAS-Schmerzen -31,3 mm in der Metformin-Gruppe und -18,9 mm in der Placebogruppe (Unterschied zwischen den Gruppen: -11,4 mm; 95 % KI: -20,1 bis -2,6 mm; P = 0,01), was einer Effektgröße (standardisierte mittlere Differenz) von 0,43 (95 % KI: 0,02–0,83) entspricht. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Durchfall (8 [15 %] in der Metformin-Gruppe und 4 [8 %] in der Placebo-Gruppe) und Bauchbeschwerden (7 [13 %] in der Metformin-Gruppe und 5 [9 %] in der Placebo-Gruppe) (1).
Schlussfolgerungen und Relevanz: Diese Ergebnisse sprechen möglicherweise für den Einsatz von Metformin zur Behandlung symptomatischer Kniearthrose bei Menschen mit Übergewicht oder Adipositas. Allerdings wurde der Einsatz der Reservemedikation von Schmerzmitteln in dieser Studie ungenügend untersucht. Aufgrund der geringen Stichprobengröße ist eine Bestätigung in einer größeren klinischen Studie deshalb zwingend erforderlich bevor diese Therapie den Patienten empfohlen werden kann.
Studienregistrierung: ANZCTR-Kennung: ACTRN12621000710820.
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